Berichte

03.04.2025: Frühjahrsexkursion der ANW Thüringen zum Gut Hohenhaus

Für gewöhnlich finden die Frühjahrs- und Herbstexkursionen der ANW-Landesgruppe Thüringen im eigenen Bundesland statt. Am dritten April dieses Jahres jedoch besuchten wir den naturgemäß arbeitenden Betrieb „Gut Hohenhaus“ in Hessen, direkt hinter der Landesgrenze nahe Herleshausen. Der in Privatbesitz befindliche Forstbetrieb ist Teil einer größeren Gutsanlage, zu welcher auch landwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung zählt.

Zugehörig zum nordosthessischen Bergland, sind die Waldstandorte geologisch Teil der thüringischen Triasmulde. So kommt es zu einer Teilung in artenreiche Kalkbuchenwälder und – im Buntsandstein – in artenärmere Hainsimsen-Buchenwälder mit Anteilen von Eiche.

Das Verdienst Stephan Boschens, welcher als Betriebsleiter seit rund drei Jahrzehnten die Geschicke der Gutsverwaltung lenkt, liegt in der frühzeitigen und konsequenten Formulierung zweier Leitziele für den Wald:

  • Der Wald wird entwickelt in naturgemäßer Waldbewirtschaftung, ausgerichtet an den Gratiskräften der Natur und mit waldgerechter Jagd.

  • Alles Tun im Wald muss sich ökonomisch rechnen. Die Waldwirtschaft generiert nachhaltig einen Überschuss der Erträge über die Aufwendungen.

Einführung in die Exkursion auf Gut Hohenhaus (Foto: Daniel Heinrich)

Stephan Boschen verfolgt beide Ziele mit großem Erfolg. Er ist jahrzehntelang etablierter Leiter des Betriebes und sein Wald weist auf Schritt und Tritt die Beachtung verdienenden Bemühungen um den Dauerwald auf. Die baumartenreichen Verjüngungen werden mittels einzelstammorientierter Nutzung (auch in buchendominierten Beständen!) und über konsequente Schlagpflege und wiederkehrende Jungwaldpflegen für Erhalt und Erhöhung der Mischungsanteile gesichert.

Neben den an sich schon Labsal spendenden Waldbildern des Exkursionsvormittags traten waldästhetische Aspekte auch hervor im gesuchten Erhalt besonderer, bemerkenswerter Einzelbäume sowie in der äußersten Zurückhaltung hinsichtlich farblicher Markierungen in den Beständen. Ein Habitatbaumkonzept und eine fünfprozentige Flächenstilllegung begleiten die Arbeit in den Wäldern von Gut Hohenhaus.

Freilich ist auch der Wald auf Gut Hohenhaus nicht frei von Verwerfungen, die aus nicht standortangepassten künstlichen Nadelholzbeständen und den Folgen von Extremwetterereignissen und dem Klimawandel resultieren. Hier wird versucht in verschiedenen Intensitätsstufen – Umbau, Ergänzung und Pflege betreffend – zukunftsgerechte Jungwälder zu erziehen. Dieser unverstellte und ehrliche Blick, auch auf mitunter teure Erfahrungen, und die Diskussion künftiger Behandlungs- und Nutzungswege prägten den Exkursionsnachmittag.

Diskussionspunkt Z-Baumorientierung und folgerichtige Abkehr von räumlichen (geometrischen) Ordnungsmustern (Foto - Daniel Heinrich)

Eine gesicherte künftige Beimischung von Nadelholz soll vor allem stattfinden über die ökologisch bedeutsame Weißtanne und die Beteiligung der ertragsstarken Douglasie.

Dieser ANW-Bespielbetrieb aus Hessen mit seinem beharrlichen und die Eigenart von Wald und Landschaft immer im Blick behaltenden Betriebsleiter werden wir so schnell nicht vergessen. Ein großes Dankschön für diesen Tag und die herzliche Umsorgung an Stephan Boschen - und an seine feine Gutshof-Mannschaft!

Text und Bilder: Daniel Heinrich

Versteht sich mehr als Waldsteuermann denn als Waldbauer: Betriebsleiter Stephan Boschen (Foto: Daniel Heinrich)

14.02.2025: ANW-Technikexkursion:
Praxiseinsatz sanfter Betriebstechnik im Dauerwald

Der Auftakt des Exkursionsjahres der ANW-Landesgruppe Thüringen war früh platziert im Kalender und beinhaltete ein neues Format: Die ANW-Technikexkursion. Diese fand statt am 14. Februar 2025 im Forstdistrikt Webicht bei Weimar (Revier Weimar, Forstamt Bad Berka).

Die zugrundeliegende Idee:

Es ist insbesondere die Art und Weise des Technikeinsatzes im Wald über die einerseits die Waldbewirtschaftung in den Fokus der kritischen Öffentlichkeit rückt und die andererseits den Grad unseres Bemühens um einen ernstzunehmenden Schutz der unersetzlichen Ressource Waldboden unterstreicht. Die ANW-Landesgruppe will daher künftig eine Vielzahl von Ansätzen zur Verbesserung des Bodenschutzes bei der Waldbewirtschaftung in den Blick nehmen.

Die erste Technikexkursion „Praxiseinsatz sanfter Betriebstechnik im Dauerwald“ widmete sich dem Einsatzspektrum einer funkgesteuerten, selbstfahrenden Maschine mit Raupenlaufwerk als mögliche Ausweichlösung zur bisher eingesetzten Großtechnik. Neben der Praxis des Vorlieferns, Rückens und Abziehens von Bäumen im Laubholzrevier wurden auch Wirtschaftlichkeitsaspekte, Fragen nach dem ökologischen Fußabdruck und sozioökonomische Zusammenhänge, wie Zertifizierung und die Akzeptanz bei Waldbesuchern besprochen. Die Veranstaltung wurde begleitet durch Herrn Bernward Welschof von der Firma Suffel Fördertechnik in Aschaffenburg.

Erstes Ziel war es, die kleine Rücke- und Transportraupe SmartSkidder für die anwesenden Forstleute (Forstamtsleiter und -mitarbeiter, Revierleiter, Forstwirte) und weiteren Interessierten vorzustellen. Die Arbeit wurde beispielhaft bei der Rückung bzw. beim Vorliefern in der Laubholzernte in ebenem Gelände vorgeführt. Das funktionierte gut.

Die funkferngesteuerte Ein-Personen-Bedienung war leicht zu erlernen. Einige teilnehmende Forstwirte konnten die Raupe samt angehängtem Stamm bereits nach kurzer Übungszeit begeistert selbst manövrieren.

Bernward Welschof erklärt die Forstraupe SmartSkidder
Bernward Welschof (Bildmitte) erklärt die Forstraupe SmartSkidder (Foto: D. Heinrich)

Insgesamt soll die Raupe mit der 70 m langen Seilwinde u. einer Zugkraft von 4 t vielseitig einsetzbar sein: Für bodenschonendes Vorrücken / Vorliefern auf befahrungsempfindlichen Böden als Alternative oder Ergänzung zur Pferderückung, z.B. bei Arbeitsfeldbreiten von 40 m und mehr. Zum Abziehen von hängenden Bäumen, zur Verkehrssicherung, zum Vorkonzentrieren / Rücken von Kleinmengen, z.B. aus Einzelwürfen und -brüchen, bei kleinen Schadholznestern oder bei weit verteiltem Sammelanfall bei der Holzernte. Dabei kann die kompakte Forstraupe (Maße L/B/H in cm: 208/120/161 cm) auch in schlecht zugänglichen Waldgebieten eingesetzt werden, die nicht für Großtechnik erreichbar sind.

Neben der Rückung wurden weitere Einsatzmöglichkeiten als „Lastenesel“ erläutert, wie der Transport von Pflanzen, Saatgut, Werkzeug, Zaunmaterial oder die Aufnahme eines 1000 Liter Wasserbehälters. Das Gerät soll somit auch beim Wässern, der Waldbrandbekämpfung und beim Wasserstrahlentrinden von Käferbäumen helfen können.

Die Raupe rückt durchschnittlich 3 fm/h, bei guten Bedingungen (starkes Holz) bis zu 5–6 fm/h. Allerdings ist sie von den gängigen Zertifizierungssystemen bisher nur für die Befahrung auf dauerhaft markierten Rückegassen zugelassen. In Thüringen steht eine Zertifizierung durch PEFC noch aus. Ein sicher bestimmender Punkt hinsichtlich einer Entscheidung zur Anschaffung bei Forstbetrieben und Forstdienstleistern. Die vorgeführte Raupe verfügt über das KWF-Profi Prüfzeichen, welches sie nachweislich als sicher, ergonomisch, umweltverträglich und wirtschaftlich ausweist. Zudem hat die Raupe ihre Einsatztauglichkeit in Praxiseinsätzen in mehreren Bundesländern und auch im europäischen Ausland nachgewiesen.

Die 1,65 Tonnen leichte, wendige Raupe hat eine maximale Zuladung von 1,4 Tonnen. Ein etwa 3 FM fassender Rotbuchenstamm kann problemlos transportiert werden. Ein hydraulisches Rampenschild kann zum Poltern von Stämmen eingesetzt werden. Ein Manko ist die fehlende Möglichkeit, Zusatzgeräte wie Mulch- oder Saataggregate anzubauen.

Laut Hersteller hat die Raupe eine hohe Kippstabilität am Hang. Bis zu 100 % / 45° Hangneigung sollen leer möglich sein. Welche Hangneigung tatsächlich bewältigt werden kann, hängt sicher von der angehängten Last ab und wird in der Praxis variieren.

Die Forstraupe in Aktion beim Rücken von starkem Eichenstammholz
Die Forstraupe in Aktion beim Rücken von starkem Eichenstammholz (Foto: D. Heinrich)

Bevor man über die recht teure Anschaffung von momentan 71.300 € nachdenkt, sollte man die Möglichkeit nutzen bei der Fa. SUFFEL die Raupe zu mieten und auszuprobieren (Kontakt: ). Außerdem wäre zu prüfen, ob die Maschine mit ihren beschränkten Nischeneinsatzgebieten dauerhaft ausgelastet werden kann.

Die Kosten der Maschine ohne Bediener liegen laut KWF für 200 / 400 / 800 Einsatzstunden pro Jahr bei 52 / 29 / 17 €/h.

Neben der beobachtbaren, wendigen und bodenverträglichen Arbeitsweise sind die geringen Emissionswerte bei den Abgasen und beim Schallpegel bemerkenswert. Als bodenschonende Alternative zu konventioneller Forsttechnik ist ihr Einsatz bereits jetzt ratsam an touristischen Hotspots und Terrainwegen, Bodendenkmalen, Sonderbiotopen und bei Problembaumfällungen.

Der unstrittig strittigste Punkt ist und bleibt – das haben die Wortbeiträge beider Teilnehmerdurchgänge zur Technikexkursion gezeigt – eine Zertifizierung für den Einsatz auch außerhalb der festgelegten Rückegassen. Ausschlaggebend dürfte hier eine künftige Klassifizierung infrage kommender Raupentechnik sein. Mit dem Nennwert von 0,2 kg/cm² Bodenpressung (unbeladen) bei weitestgehendem Dämpfen von Schwingungen und damit minimierten dynamischem Bodendruck könnte die vorgestellte Kleinraupe klassebildend sein. Die ANW Thüringen wird die Entwicklungen aufmerksam verfolgen.

Weitere Exkursionen zum Einsatz sanfter Betriebstechnik sowie zu naturverträglichen und bodenschonenden Holzernte- und Bringungsverfahren werden von nun an jährlich durch die ANW-Landesgruppe Thüringen angestrebt. Das hohe Interesse, sichtbar durch die große Teilnehmerzahl, zeigt die Wichtigkeit und Aktualität der Thematik.

Verfasst von Juliane Hesselbach, Daniel Heinrich

26.09.2024: Bericht zur Herbstexkursion der Thüringer ANW in den privaten Forstbetrieb Eichberg

Um 9:00 Uhr trafen sich ca. 30 Mitglieder und Freunde der ANW zur Herbstexkursion am Jagdhaus des Forstbetriebes Eichberg im Revier Weimarland des Forstamtes Bad Berka unter Leitung von Revierleiter Hans Fiedler. Im Jahr 2016 erwarb die Familie Groß von Trockau den Betrieb mit 313,12 ha, wovon rund 250ha arrondiert sind und auch jagdlich in Eigenregie bewirtschaftet werden.

Gelegen ist der Betrieb ca. 2 km südlich von Klettbach im Wuchsgebiet „Ostthüringisches Trias-Hügelland“, Wuchsbezirk „Ilm-Saale-Muschelplatte“ und befindet sich in einer Höhenlage zwischen 310-460m über NN. Die mittlere Jahrestemperatur lag von 1986-2016 bei 9-10 Grad, der durchschnittliche Niederschlag bei 708mm. Von 2018 - 2020 lagen die mittleren Niederschläge bei knapp unter 500 mm. Die hauptsächlichen Bodentypen sind Rendzinen und Terra-fusca-Rendzinen in wenigen Bereichen auch Braunerde-Rendzinen mit reicher Nährstoffversorgung.

Jeder Eigentümer, egal ob privat-, kommunal-, oder staatlich- sollte die Ziele seines Betriebes selbstbestimmen und möglichst schriftlich formulieren. Der Eigentümer, Herr Karl Groß von Trockauhat hier für seinen Betrieb zusammen mit dem Revierleiter, Hans Fiedler, als fachlichem Berater, in vielen Gesprächen und Begängen eine Leitidee des Dauerwaldes entwickelt, die von beiden überzeugt vertreten wird. Gemeinsam haben sie dann ein langfristiges Waldbaukonzept abgestimmt und schriftlich formuliert.

Nach dem dieser Schritt getan war, gab es an der jagdlichen Zielrichtung nicht mehr viel zu rütteln und zusammen mit dem Eigentümer wurde dann ein langfristiges Jagdkonzept erstellt und in den Folgejahren auch konsequent umgesetzt. Die Erlegung des Verbeißenden Schalenwildes konnte von 6,4 St./100 ha im JJ 2019/20 auf 20,8 bis 31,2 St. in den Jahren 2020/21 bis 2023/24 gesteigert werden.

Damit waren die elementaren Grundsteine zum Umbau des Betriebes in einen artenreichen, vielschichtigen und klimatoleranteren Dauerwald gelegt.

- Sehr gute Arbeit! Glückwunsch! -

Anhand von 5 Waldbildern erläuterte Hans Fiedler das Vorgehen des Betriebes und es wurde eifrig diskutiert, wobei zur grundsätzlichen Ausrichtung und Zielstellung des Betriebes weitgehende Einigkeit bestand. An den zwei ersten Waldbildern ging es um den Umgang und die Strategie bei (Käfer)-Schäden bis zum weitgehenden Ausfall der Fichte in unterschiedlichen Entwickungsstadien und den damit verbundenen Bodenzuständen. Um das Belassen von Totholzinseln, um Schäden an der Verjüngung zu verhindern und ihr günstigere Aufwuchsbedingungen zu sichern. Auch Hochstubben wurden belassen und dienen unter anderem auch zur Gassenmarkierung, um Bodenschäden durch zusätzliche Befahrung zu vermeiden.

Die Wiederbewaldung soll in diesem Betrieb stets extensiv unter bestmöglicher Nutzung der natürlichen Verjüngung (NV) und wo diese noch nicht ausreicht, soll die NV truppweise oder im Weitverband (6x6m) mit zukunftsfähig erscheinenden Baumarten ergänzt werden. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf Baumarten die im Ausgangsbestand nicht vorkommen, wie z.B. Baumhasel, Schwarznuss, Walnuss, Roteiche und Spitzahorn. Aber auch Eiche, Winterlinde, Kirsche, Sorbus Arten und weitere Baumarten werden mit eingebracht, wobei dies immer extensiv mit Stückzahlen von 200 bis 500 St./ha geschieht. Das Ziel sind 15 Baumarten auf allen Flächen. Bei den Pflegen ist eine abgestufte Prioritätenliste zu erstellen, um die Dominanz oder zumindest das Überleben der jeweils gewünschten Baumarten zu sichern.

Waldbild – Strategien der Wiederbewaldung. Am „Klettersitzbaum“: Der verantwortliche Revierleiter Hans Fiedler
Waldbild – Strategien der Wiederbewaldung. Am „Klettersitzbaum“: Der verantwortliche Revierleiter Hans Fiedler

Sehr eindrücklich sind die weitständigen Pflanzungen von Weißtanne, welche aus Gründen der Arbeitssicherheit gleich im ersten Jahr unter den bewusst belassenen Totholzinseln verwirklicht worden sind. Die mildernden Schirmwirkungen hinsichtlich Hitze- und Kälteentwicklungen in den Totholzinseln betonte Hans Fiedler sehr eindringlich und überzeugend.

Gezeigt wurde auch die truppweise Einbringung von ca. 40 Eichen in Wuchshüllen umfüttert mit Winterlinden. Dieses Vorgehen erfordert einen hohen Pflegeaufwand, weil die anderen sich natürlich einstellenden Baumarten hier immer wieder zurückgedrängt werden müssen.

Dieser Aufwand verschärft sich noch in einer gezäunten Fläche, die im unteren Teil komplett mit Eiche bepflanzt wurde und jetzt nur mit hohem Input so gepflegt werden kann, dass das Ergebnis fördermittelkonform wird.

Nach dem Mittagessen im Jagdhaus mit Wildgulasch und Getränken ging es zum Abschluss zu einer 116-jährigen Laubholzfläche mit 8 BA im Oberbestand und zum Teil absterbenden Bäumen. Diese Fläche war bereits für die im kommenden Winter geplante Durchforstung mit 40m Gassenabstand ausgezeichnet.

Bild der Exkursionsgruppe vor einer der belassenen Totholzinseln,  welche nach der Kalamität mit Weißtanne „vorangebaut“ worden ist
Bild der Exkursionsgruppe vor einer der belassenen Totholzinseln, welche nach der Kalamität mit Weißtanne „vorangebaut“ worden ist

Die Diskussion ging hier weniger um die Höhe der geplanten Eingriffsstärke von ca. 30 Efm/ha ohne Gassen, als mehr um das Festhalten am Z-Baumprinzip oder das Belassen und Fördern vitaler Bäume. Diskutiert wurde auch, wie eine ausreichende Beteiligung von Edellaubholz an der Verjüngung gesichert werden kann.

Insgesamt empfanden die Teilnehmenden die Exkursion als sehr gelungen. Dazu trugen die klar fixierten Ziele, die vom Eigentümer nicht nur toleriert, sondern überzeugt mitgetragen werden ebenso bei, wie eine lebhafte und würdigende Diskussion. Ein Betrieb auf einem vergleichsweise sehr guten Weg!

Bemerkenswert ist auch die zunehmende Verjüngung der Exkursionsgemeinde, dank der guten Beteiligung der ANW-Hochschulgruppe Erfurt und junger Forstleute im Anwärterdienst mit Interesse an naturnahen Herangehensweisen.

Artikel von Hubertus Schroeter
Fotos von Dominik Carstensen und Daniel Heinrich

Bild von der Diskussion über die Aspekte der Jungwaldpflege an diesem Waldbild
Aspekte der Jungwaldpflege standen an diesem Waldbild zur Diskussion

25.04.2024 # ANW-Frühjahrsexkursion

Alternativer Umgang mit Fichte und deren Sterben im Wuchsgebiet Mittlerer Thüringer Wald

Die Eröffnung der Frühjahrsexkursion fand bei der Fürstlich Castell'schen Forstverwaltung in deren Revier Oberschönau statt. Neben rund 70 Teilnehmenden begleitete winterliche Witterung den Exkursionsvormittag. Revierleiter Uwe Reißenweber stellte den Forstbetrieb vor, in dem neben straffen Durchforstungen im Jung und Altholz zunehmend Zwangsnutzungen das Holzerntegeschehen der letzten Jahre bestimmen.

Eröffnung Frühjahrsexkursion auf Parkplatz am Wandrand

Die Vorbereitung eines Lichtregimes für ankommende Naturverjüngung ist eine der Hauptaufgaben im Betrieb. Vor allem in den noch unlängst wenig behandelten Hang- und Steilhanglagen. Der Ausbau einer Risikovorsorge soll folglich unter Schirm erfolgen. Die Frage des Schirmerhalts in sterbenden und gestorbenen Fichtenbeständen konnte (noch) nicht in situ beantwortet werden.

Wanderung durch Waldabschnitt wo die Vorbereitung des Lichtregimes für ankommende Naturverjüngung versucht wird umzusetzen

Am Nachmittag wechselte die Exkursion in den Zukunftswald Unterschönau. Dieser wurde im Jahr 2000 gemeinsam von der Umweltstiftung Greenpeace und dem Bergwaldprojekt e.V. erworben. Die Organisatoren Christoph Wehner und Hendrik von Riewel vom Bergwaldprojekt zeigten sich überzeugt vom Leitmotiv der Abkehr von klassischen hochmechanisierten Bewirtschaftungsmethoden. Bodenschutz und Nährstoffnachhaltigkeit wurden am ersten Exkursionspunkt ebenso diskutiert wie das Primat der natürlichen Verjüngung sowie die unterstützte Beimischung von Weißtanne. Bei Störereignissen sollen rund ¾ der Baumbiomasse in stehender oder liegender Form erhalten bleiben.

Führung einer Gruppe Förster im Zukunftswald Unterschönau

In labilen Beständen (hohe H/D-Werte und hohe Anteile an Schälschäden) wie diesem Fichtenjungbestand sind Pflegeingriffe angelegt in motor-manuellen Verfahren und unter weitgehendem Erhalt des Ernteholzes als liegende Verhaue mit Verbissschutzcharakter. Zum Schutz vor Borkenkäferentwicklung erfolgen die Eingriffe in der Herbst- und Winterzeit und alle Stämme werden als mögliche Brutbiotope mindestens in Halbmeterstücken zersägt.  

Bilder und Text: D.Heinrich

Besipiel Fichtenjungbestand für Labile Baumbestände